Wednesday, December 24, 2014

The National WWII Museum



Man mag es etwas eigentümlich finden, aber in New Orleans ist das National WWII Museum beheimatet. Das hat damit zu tun, dass hier eines der wichtigsten Vehikel des Krieges gebaut wurde, das jedem – mindestens visuell – ein Begriff ist: Das LCVP (Landing Craft Vehicle Personnel), also das Boot, das unter anderem bei der Landung in der Normandie eingesetzt wurde. Es wird auch Higgins-Boat genannt, weil es vom New Orleanser Bootsbauer Andrew Jackson Higgins entwickelt wurde, der ursprünglich auf sumpftaugliche Boote spezialisiert war. Wie wir wissen, war der Einsatz der Boote überaus erfolgreich. In einem der Displays heißt es auch, dass Hitler Higgins angblich einen neuen Noah genannt haben soll.



Das National WWII Museum ist gerade dabei, enorm zu expandieren. Es gibt einen älteren Ausstellungsteil und mehrere nagelneue Gebäude, die Raum für mehr Ausstellungsfläche bieten. Auf Taxis wird derzeit in der ganzen Stadt mit The Road to Berlin geworben, The Road to Tokyo soll dann 2016 eröffnen.

Während der alte Ausstellungsteil relativ umfänglich die Vorbereitungen zum D-Day (dem Tag der Landung in der Normandie) und dessen Folgen zeigt und mit Uniformen, Waffen und allerlei Textafeln ausgerüstet ist, bietet The Road to Berlin eine immersive Multimedia-Erfahrung. Man geht durch Bunker und den verschneiten Hürtgenwald, schaut den Bombern aus der Luft bei der Arbeit zu und passiert die Ruinen der eroberten Städte. Dazu gibt es Videoschnipsel mit bombastischem Sound und werbemäßigen Sprechern. Die »Experience« scheint aber den Bildungsauftrag zu vernachlässigen, denn der Informationsgehalt ist wesentlich dünner als im älteren Teil. Dafür muss man aber auch nicht so viel lesen. Und: Der Holocaust kommt im neuen Display überhaupt nicht vor.



Das Display ist auf Überwältigung ausgelegt. Dazu passt auch, dass der neue US Freedom Pavillion auch The Boeing Center heißt. Denn hier sind in einer riesigen Halle zahlreiche Kampfflugzeuge aus der Boeing-Produktion ausgestellt und auf einer großen Leinwand spricht der CEO von Boeing ein Grußwort.



Am interessantesten ist eine Sonderausstellung mit dem Titel: Manufacturing Victory: The Arsenal of Democracy, in der man erfahren kann, dass M&Ms von der Firma Mars für das Militär erfunden wurden (kann man prima in tropische Gebiete verschicken und der Soldat bekommt keine Schokofinger) und dass Motorola das Standard-Funkgerät hergestellt hat. Letztendlich zeigt sich, dass fast alle Unternehmen, die in großem Stil für die Kriegsindustrie gearbeitet haben, danach zu globalen Playern aufgestiegen sind – wenn sie es nicht bereits waren.



Und das Museums-Restaurant heißt The American Sector. Da musste man heute lange anstehen, denn aufgrund der Weihnachtsferien war im Museum ganz schön viel los.

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