Wednesday, February 04, 2015
Krewe du Vieux
Die Krewe du Vieux ist ein abendlicher Umzug am Samstag 17 Tage vor Mardi Gras. Er ist für den satirischen Umgang mit aktuellen stadt-, landes und bundespolitische Themen bekannt. Die Krewe du Vieux hatte sich in diesem Jahr das Motto gegeben: Krewe du Vieux begs for Change.
Unter diesem Slogan entwickeln die Sub-Krewes, also jeweils kleinere Gruppen ihren Float (Wagen), ihre Kostüme sowie ihre eigenen Throws (Kamelle/Strüssche etc.) Statt Kamelle gibt es hier traditionell Beads, Ketten aus Plastikperlen in den Farben Gold, Lila und Grün. Die einzelen Krewes sind aber mitunter sehr kreativ, was die Throws anbelangt und es gibt bei der Krewe du Vieux sogar Handgefertigtes. Dazu gehören Ketten, aber auch dekorierte Austernschalen, die dann in Plastiktüten eingepackt ausgewählten Zuschauern in die Hand gedrückt werden.
In den Medien wurde bereits vorab auf die traditionell explizit sexualisierten Darstellungen hingewiesen, nach dem Motto: Halte Deinem Kind im Zweifel die Augen zu. Die Lokalzeitung Times Picayune schrieb, dass es schwerfalle, ein Überblicksbild zu zeigen, weil es so viel Adult Content gegeben habe. Die Leser wurden aufgefordert, ihre Fotos einzusenden, aber bitte nur solche mit jugendfreiem Inhalt.
Ein Mann neben mir hat beispielsweise einen Riesenphallus gefangen. Eine Sub-Krewe hat als »50 States of Gay« die Problematik der »gay marriage« thematisiert und Kondome verteilt. Ich nehme an, so etwas ist in Louisiana nicht unbedingt üblich, da es sich ja um einen Südstaat handelt. Tatsächlich vergisst man in dieser Stadt schnell, dass sie in einem extrem konservativen Südstaat liegt, dessen Anwohner allgemein grundsätzlich gegen alles sind, was liberal scheint und aus Washington kommt.
Die Krewe du Vieux besteht aus Brass Bands, Gruppen von Tänzer*innen/fußläufigen Sub-Krewes und etwa 25 Floats, die ausschließlich unmotorisiert sind und von Fahrrädern, Maultieren oder Pferden gezogen werden. Sie sind schmal genug, dass sie durch die engen Straßen der Altstadt passen. Die Marschroute beginnt im Stadtteil Marigny, der sich Downriver vom French Quarter befindet, geht dann durch das French Quarter, überquert die Canal Street, um im Central Business District (CBD) zu enden. Diese Route war in diesem Jahr neu, normalerweise blieb die Krewe du Vieux immer im French Quarter. Doch der Ball für die Krewe-Mitglieder fand in diesem Jahr in einem umgebauten Theater im CBD statt. Es scheint sinnvoll, den Umzug direkt vor der Tür enden zu lassen.
Der Zugweg war recht lang und im French Quarter geriet alles ins Stocken, so dass ich den Zug insgesamt zweimal sehen konnte. Einmal im Marigny am Anfang, dann bin ich mit dem Rad zu Freunden ans Ende gefahren und war, obwohl ich noch die Krewe Delusion, einen kleineren Zug im Anschluss an die Krewe du Vieux angeschaut hatte, trotzdem wesentlich schneller.
Der Ball der Krewe du Vieux ist offen, man kann auch ohne Krewe-Mitgliedschaft Karten erwerben. Das ist nicht selbstverständlich, einige Karnevalsgesellschaften sind sehr exklusiv und bleiben gerne unter sich. Die Musik wurde live auf der Bühne gespielt, es war sehr voll. Und die Sitzgelegenheiten auf den Rängen waren ausschließlich den Krewe-Mitgliedern vorbehalten.
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