Tuesday, February 17, 2015

Mardi Gras Update: Eris



Der Plan, wenigstens in einer Parade als aktives Mitglied dabei zu sein, ist aufgegangen. Da ich die Leiterin kennen gelernt habe, konnte ich Mitglied des Chors werden, der bei der Parade singt (auch wenn ich nicht wirklich gut singen kann). Den Chor gibt es auch sonst, aber für die Krewe of Eris sind diverse neue Mitglieder dazu gestoßen.



Bei den Karnevalsumzügen kann man in New Orleans grundsätzlich zwei Typen voneinander unterscheiden: Die Paraden mit Floats, denen man vom Straßenrand aus zusieht und die Walking Parades, meist ohne Floats oder nur mit handgezogenen Wagen, die eher als Second Lines funktionieren und bei denen man mitgeht.



Die Krewe of Eris ist so eine Walking Parade. Die Walking Parades haben in der Regel keine Permit, d.h. sie funktionieren informell, haben keine Polizeibegleitung, keine Absperrungen und mitunter auch keine feste Route. Das funktioniert eigentlich ganz gut, weil immer Mitglieder aus dem Zug die Straßen absperren und auch die Autofahrer daran gewöhnt zu sein scheinen, dass der Verkehr aufgehalten wird, weil Leute mit Musik durch die Straßen ziehen.



Für Auswärtige ist es jedoch mitunter schwierig, solche Paraden zu finden, denn sie sind in den großen Kalendern nicht gelistet, sie haben oft keine Website und sind auch nicht bei Facebook. Man muss also wissen, wo und wann sie beginnen. Das ist sicher auch nicht ganz falsch, denn damit gewährt man eine gewisse Exklusivität für Ortskundige und man ist natürlich auch für die Stadtverwaltung nicht so sichtbar.



Vor vier Jahren war die Stadt der Meinung, gegen dieses inoffiziele Treiben vorgehen zu müssen, bei einem Polizeieinsatz wurden viele Leute durch prügelnde Polizisten verletzt und einige verhaftet. Inzwischen scheint sich die Stadtverwaltung diesbezüglich entspannt zu haben, denn so etwas scheint in den letzten Jahren nciht mehr vorgekommen zu sein, auch wenn ich von Paraden gehört habe, die sehr konfrontativ absichtlich den Verkehr auf vielspurigen Straßen blockieren. Für mich heißt das aber, dass nur die Paraden existieren, von denen mir erzählt wird und zwar mit Anfangsorten und -zeiten.



Die Krewe of Eris beginnt End of the World at Dawn am Sonntag vor Mardi Gras. Ortskundige wissen, dass es sich beim End of the World um den Deich am Kreuzungspunkt von Fluss und Industrial Canal im Stadtteil Bywater handelt. Das Orgengrauen ist icht wirklich präzise, lässt sich aber leicht über einschlägige Websites herausfinden. Die Sonne geht hier derzeit gegen 6:40 auf, es dämmert also gegen 6:15.



Das Motto in diesem Jahr war Washed up like this. Die Kostümierung der Beteiligten reichte von Treibgut über Quallen bis hin zu ephemeren Meeres- oder Flusswesen. Der neblige Morgen brachte es mit sich, dass man den Sonnenaufgang nicht mitbekam. Es waren extrem viele Menschen gekommen, die meisten hatten eher nicht geschlafen. Der Chor sang als es irgendwie hell war, dann begann die Band zu spielen und die Parade setzte sich in Richtung French Quarter in Bewegung. Das Ziel war der dortige Riverside Walk. Nach einer kurzen Pause mit Musikeinlage ging es dann zurück in den Statteil Bywater, wo die Held*innen des Tages Brunch servierten, was dringend nötig war, da alle nach mehr als vier Stunden sehr erschöpft und hungrig waren.



Die Krewe of Eris war also eigentlich eine Second Line früh am Morgen mit Verkleidung und einer Brass Band, die einen osteuropäischen Klang hatte. Eine sehr angenehme Weise, den Sonntag zu verbringen.

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