Gestern Abend war es so weit: Offiziell wurde der erste U-Bahn-Tunnel in Südindien eingeweiht, das bisher fehlende Zentralstück der Purple Line, die die Stadt bisher in zwei Teilstücken in Ost-West-Richtung querte. Großer Festakt vorm Regierungsgebäude.
Leider war es mir nicht gelungen, eine Einladung für dieses Event zu bekommen, weder das Goethe-Institut noch das IIHS konnten mir eine verschaffen. Alsohing ich ein bisschen an der zu eröffnenden U-Bahnstation vor dem Regierungsgebäude herum, um die Menschen dort zu fotografieren und ein bisschen von der Atmosphäre mitzubekommen.
Nach etwa einer Stunde kam plötzlich ein junger Typ auf mich zu, drückte mir einen Pass als Invitee in die Hand und verschwand sofort wieder zwischen seinen Kollegen. Ich konnte nichtmal mit ihm sprechen, mich nur darüber freuen, dass ich jetzt in die abgeriegelte Zone durfte.
Der Festakt begann mit dem Absingen einer Hymne, keine Ahnung, ob das die Indische, die vom Bundestaat Karnataka oder irgendwas aus Bangalore war. Auf der Bühne saßen die Würdenträger, die indischen alle ganz in Weiß gekleidet. Dann wurde ein Licht entzündet und sogleich auch der Höhepunkt der Feierlichkeiten verkündet, nämlich das Flagging Off des ersten U-Bahn-Zugs: Zwei Herren erhielten eine grüne Fahne, die sie fröhlich schwenkten. Auf den Bildschirmen wurde die Station eingeblendet, dort stand ein uniformierter Mann, der ebenfalls eine grüne Fahne schwenkte und die U-Bahn im Film setzte sich in Bewegung. Sie war recht leer, aber mit grünen und lila Luftballons dekoriert, den Farben der Namma Metro (Unsere Metro).
Danach folgten noch viele Reden, unter anderem von den Konsuln Japans und Frankreichs, die offenbar tatkräftig beim Bau unterstützt haben, und von diversen anderen Politikern, die teils auf Englisch und teils auf Kannada sprachen, der lokalen Sprache. Ein Regierungsvertreter, ich nehme an, er kam aus Delhi, hielt eine flammende Grundsatzrede über Nachhaltigkeit, Verkehr und Gesundheit. Danach wurde es ein bisschen langweilig, viele gingen.
Nach dem Ende der Veranstaltung wurden noch viele Andenkenbilder gemacht.
Ich dachte ja, dass wir dann natürlich in dei Metro steigen würden, um ein paar Stationen zu fahren. Aber offenbar war das anders geplant. Denn an der Station vorm Regierungsgebäude wurden nur Medienvertreter_innen eingelassen, es gab hitzige Diskussionen, deren Inhalt ich nicht verstehen konnte. Es wurde aber auch auf die nächste Station gewiesen, so dass wir uns dorthin auf den Weg machten.
Doch auch dort gab es keinen Einlass, so dass ich annehme, dass abends tatsächlich nur die Politiker Metro fahren durften, während der Rest der Bevölkerung bis 6:00 am nächsten Morgen warten musste, um den ersten Zug zu bekommen.