Monday, July 31, 2006

Tokyo – Köln

Nach einem Monat Köln scheint Tokyo doch sehr weit entfernt.

Die Maus bewacht den Fuji...

und einige Kölsch-Flaschen zeigen noch die einst vorhandenen Verbindungen zwischen Köln und Japan.

Bald wird wohl nur noch asiatisches Schuhwerk daran erinnern, dass Tokyo mal präsenter war als Köln.

Friday, June 30, 2006

Abschied von Tokyo

Der Abschied fällt nach drei Monaten schwer. Das Gefühl, längst nicht alles Wichtige gesehen, vielleicht doch so vieles verpasst zu haben, paart sich mit Wehmut, diese spannende und aufregende Stadt schon wieder verlassen zu müssen.
Das Bahnfahren auf der Yamanote- und der Sobu-Linie gehörte wohl zu den prägendsten Erlebnissen des Aufenthaltes, weil ich sie am häufigsten benutzt habe.

Die Fischteiche, die von Anglern bei jedem Wetter frequentiert werden an der Station Ichigaya, wo man aussteigt, um zum Deutschen Institut für Japanstudien zu gelangen, bei dem ich mich für das Ermöglichen meines Japanaufenthaltes auf jeden Fall bedanken möchte.

Das gebrochene Orange der Chuo-Linie, die als Express parallel zur Sobu-Linie fährt und wegen ihres altmodischen Aussehens und der Farbe meine Lieblingslinie ist.

Die Ausblicke aus der Sobu-Linie, die zum morgendlichen und abendlichen Repertoire gehören.

Die kleinen Einblicke in die Metropole...

Bahnhöfe, Kiosks...

zufällige Aussichten...

auf die Stadt...

und die Menschen.

Bedanken muss ich mich wohl bei der japanischen Polite Industry, die für einen reibungslosen Aufenthalt gesorgt hat.

Es bleibt der Wunsch und die Hoffnung, bald wieder nach Japan reisen zu können.

Taxi


Taxifahren ist in Japan sehr speziell. Es beginnt damit, dass man die Türen nicht selbst öffnet oder schließt, sondern der Fahrer einen Mechanismus betätigt, um dies zu tun. Der Fahrer ist in der Regel ein älterer Herr, der weiße Handschuhe trägt. Steht man mit viel Gepäck am Straßenrand, dauert es meist eine Weile, bis der Taxifahrer versteht, dass man nicht sofort einsteigen, sondern erst noch Gepäck im Kofferraum verstauen möchte.

Hat er das begriffen, öffnet er von innen den Kofferraum, möglicherweise entsteigt er auch seinem Wagen. Dass er einem aber behilflich wäre, das Gepäck im Kofferraum zu verstauen: Fehlanzeige. Mir wurde dabei höchstens interessiert zugeschaut. Aber große Taschen sollte man vermutlich ohnehin besser selbst hineintun, denn mancher Taxifahrer hat das Rentenalter schon vor langer Zeit erreicht, dass Schlimmstes zu befürchten wäre, würde er selbst schweres Gepäck heben.

Im Inneren sind die Taxisitze stets mit weißen Spitzenbezügen überzogen, zum Teil auf eine Weise, die es unmöglich macht, sich anzuschnallen. Die Verständigung ist jedoch selten ein Problem, so lange man einen Zettel mit der Zieladresse mit sich führt oder die japanischen Begriffe für rechts und links kennt und Anweisungen geben kann, wenn man den Weg weiß.

Die ersten zwei Kilometer werden pauschal abgerechnet, danach gibt es Kilometerpreise, die je nach Taxiunternehmen variieren können. Am Ziel angelangt gibt man KEIN Trinkgeld. Man bezahlt lediglich den Betrag vom Taxameter. Trinkgeld ist in Japan unbekannt und würde wohl eher als Beleidigung angesehen. Wie auch immer, die Tür öffnet sich, man steigt aus und hievt das Gepäck abermals alleine aus dem Kofferraum.

Seine Pausen verbringt der Taxifahrer übrigens gerne in seinem Wagen. Am Straßenrand bei laufendem Motor (für die Klimaanlage) isst und trinkt er und macht seinen Mittagsschlaf. Will er nicht gestört werden, hängt er vielleicht noch ein Tuch vors Fenster.

Leerstellen


Trotz oder gerade wegen dichtester Besiedlung trifft man in Japans Großstädten immer wieder auf leerstehende Grundstücke. Oft handelt es sich dabei um winzige Parzellen, die vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt bebaut werden sollen.

Manchmal sind alte Häuser abgerissen worden und die Grundstücke werden vielleicht erst bebaut, wenn auch noch weitere Nachbarparzellen hinzukommen. Das hängt wohl auch mit der Erbschaftssteuer zusammen, die auf Häuser erhoben wird und es den meisten unmöglich macht, die Häuser ihrer Eltern oder Großeltern in innerstädtischen Bereichen zu behalten.

Denn der Grundstückswert allein beträgt heute ein vielfaches der Häuser, die darauf stehen. Kann man die Erbschaftssteuer nicht finanzieren, bleibt nur der Verkauf des Grundstücks an einen Investor. Auf diese Weise werden nach und nach alte Viertel völlig verändert, weil auf Grundstücken, wo vorher ein zweistöckiges Haus stand, plötzlich zehnstöckig gebaut wird.

An anderen Stellen versteht man die Brache nicht, kann sich aber daran freuen, dass eben doch nicht jedes noch so kleine Stück bebaut ist.

(Falscher) Linksverkehr


Als Inselnation war England vermutlich das große Vorbild, weshalb in Japan auch Linksverkehr herrscht. Während es nicht so schwierig ist, sich als Fußgängerin an den ›falsch‹ fahrenden Autoverkehr zu gewöhnen, macht es in großen Menschenmengen doch manchmal Mühe. Man geht links.

Auf schmalen Bürgersteigen kann es da schon mal zu Fast-Kollisionen kommen, wenn sich die Ausländerin noch nicht daran gewöhnt hat.
Aber nicht immer halten sich die Japaner an die Regel, was vermutlich damit zusammenhängt, dass es sehr viele Ausnahmen gibt. In den U- und S-Bahnen ist die Laufrichtung meistens ausgeschildert. Pfeile auf dem Boden zeigen einem, wo es lang geht. Sehr oft soll man plötzlich rechts gehen, da kann man schonmal ins Torkeln geraten.

Auf den Rolltreppen steht man auch links und überholt rechts.

Aber: in Kyoto ist das anders, da steht man rechts und überholt links, aber eben nur auf der Rolltreppe, sonst nicht. Da soll sich einer zurecht finden. In Hiroshima bin ich jedenfalls dauernd mit Leuten zusammengestoßen, weil offensichtlich niemand genau wusste, ob man nun links oder rechts geht und wohin ausgewichen wird.

Sendetürme


Der Tokyo Tower hat große Konkurrenz. Im Stadtbild gibt es nämlich noch jede Menge Sendemasten, die teilweise ähnliche Stahlkonstruktionen aufweisen und deshalb von weitem mit ihm verwechselt werden können (das meint jedenfalls meine amerikanische Mitbewohnerin). Ähnlichkeiten bestehen häufig auch in der Farbgebung, was mit Sicherheitsvorschriften für den Luftverkehr zusammenhängt.





Pantoffelland


Japan ist das Land der Pantoffeln. In Wohnungen zieht man grundsätzlich im Eingangsbereich die Schuhe aus und bekommt als Gast meist Pantoffeln zur Verfügung gestellt. Für westliche Füße sind die jedoch oft zu klein. Man zieht aber auch in japanischen Restaurants die Schuhe aus, wenn man auf Tatamimatten sitzt. Und in manchen Büros werden ebenfalls die Schuhe gewechselt.

Deshalb sind hier Schuhe ohne Schnürsenkel oder solche, die hinten offen sind, sehr beliebt. Viele Männer treten aber selbst bei Lederschuhen hinten am Hacken das Leder runter, Frauen kümmern sich wenig um die hinteren Riemen ihrer Sandalen. So mancher Japaner läuft dann auch gerne auf der Straße mit Pantoffeln herum, wobei hier streng getrennt wird zwischen denen für drinnen, denen für draußen und denen fürs Klo. Besonders die Kloschuhe kommen Westlern eher komisch vor und zugegebenermaßen ist diese Sitte bei westlichen Toiletten nicht mehr notwendig. Da japanische Toiletten aber in der Hocke zu benutzen sind, macht eine solche Einrichtung dort Sinn, dann kann man sich jedenfalls nicht aus Versehen auf die Hausschuhe pinkeln.

Lustig ist aber auch die Tatsache, dass man bei der Besichtigung von Palästen oder traditionellen Häusern die Schuhe auszieht. So laufen jeden Tag zahlreiche Besucher auf Socken oder barfuß durch den Palast des Shoguns in Kyoto. Manche Museen bieten ihren Besuchern aber auch Pantoffeln an.

Größenverhältnisse


Es gibt Dinge, die fallen nach einer Weile gar nicht mehr auf. Dazu gehören die Größenverhältnisse. Die Stadt ist riesig, aber man gewöhnt sich schnell daran, große Distanzen zurückzulegen. In der U-Bahn kommt es mir selten so vor, als ob ich größer bin als andere, denn selbstverständlich gibt es auch große japanische Männer und viele Frauen tragen hohe Absätze. Neulich auf dem Damenklo musste ich aber feststellen, dass Japanerinnen im Durchschnitt eben doch kleiner sind.
Das heißt aber natürlich nicht, dass sich nicht auch Japaner – trotz des mitunter engen Raums – für große Autos interessieren. Auch wenn die Parkmöglichkeiten eher für kleine Mittelklassewagen konzipiert sind, finden dort auh SUVs ihren Platz.

Häkelmützen


Auf dem Gelände von buddhistischen Tempeln gibt es häufig Statuen, die mit roten Mützen bekleidet sind. Was es damit auf sich hat weiß ich nicht, aber die Farbe rot hat sicherlich eine besondere Bedeutung.



Manchmal gibt es große Gruppen dieser Skulpturen, die zusätzlich mit Wimpeln oder Blumenschmuck versehen sind.


Und weil die Mützen dann doch auch unterschiedlich sind, scheinen die Figuren alle unterschiedliche Persönlichkeiten zu haben, so dass sie sich doch, obwohl sie auf den ersten Blick alle gleich aussehen, voneinander unterscheiden.

Und wie in jeder Gruppe gibt es auch hier einen Sonderling. Einer trägt nämlich, um sich von den anderen abzugrenzen, auch bei sonnigem Wetter einen Regenmantel.