Nun bin ich in meine zweite Bleibe umgezogen, die die schöne Adresse 606A Independence Street trägt. Hier wohne ich in einer Wohnung unterm Dach, die ich mit einer Künstlerin teile. Ich muss mich erstmal daran gewöhnen, dass alles viel kleiner ist als in Lydias Haus. Der Vorteil ist, dass die Wohnung im 1. Stock liegt, so ist es nicht so fußkalt ist wie in einem Haus im Erdgeschoss. Das hängt damit zusammen, dass hier alle Häuser auf mehr oder weniger hohen Pfeilern stehen (wegen der Überflutungsgefahr, deshalb gibt es auch keine Keller), was dazu führt, dass die Kälte am Boden direkt durch die Dielen zieht. In Lydias Haus war es deshalb oft fußkalt.
Die neue Bleibe liegt im Stadtteil Bywater direkt am Fluss. Die Gentrifizierung ist hier deutlich spürbar, die Nachbarschaft ist eher weiß und Immobilienpreise sind hoch. Das merkt man auch bei den Airbnb-Preisen. Es scheint so, dass das Geschäftsmodell so aussieht, zusätzliche Zimmer per Airbnb zu vermieten und damit die Miete der ganzen Wohnung zu bezahlen, damit man weniger arbeiten muss und mehr Zeit hat für Projekte, die wenig oder gar kein Geld einbringen. Dies ist der Lebensstil von zahlreichen New Orleanians, die ich hier kennengelernt habe. Jedenfalls von denen, die keinen richtigen Brotjob haben.
Das Zimmer hat leider keinen Schreibtisch, aber die Bank in der Gaube ist ganz gemütlich. Hier habe ich einen prima Blick nach draußen und kann auch die Gleise am Ufer sehen. Wenn ich mir ganz große Mühe gebe, sehe ich auch den Mississippi dahinter.
Hier noch das Wohnzimmer.
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