Thursday, January 15, 2015

Crescent Park



In meinem Blogeintrag Stadt am Fluss hatte ich den Crescent Park schon einmal erwähnt: Es handelt sich um einen neu angelegten Park im Stadtteil Bywater, der sich eines Tages durch den Faubourg Marigny bis kurz vor das French Quarter erstrecken soll. Der Park liegt zwischen den Gleisen und dem Fluss, weshalb er im Moment am Upriver-Ende – an der Piety Street – über die Rainbow Bridge erschlossen ist. Am Downriver-Ende gibt es einen Barrierefreien Zugang, der allerdings manchmal unbrauchbar ist, nämlich dann, wenn ein Güterzug darauf stehen bleibt und neben Fußgängern und Radfahrern auch sämtliche auf dem Parkplatz geparkten Autos an der Abreise hindert.



Die Rainbow Bridge ist eine Struktur aus Cor-Ten-Stahl, die weithin sichtbar ist. Sie ist steil und hat viele Stufen, so dass man sofort merkt, dass Treppensteigen in einer Stadt wie New Orleans eigentlich nicht vorkommt – die dafür notwendige Muskulatur ist vollkommen verkümmert, da die Häuser in der Regel eingeschossig sind oder maximal ein weiteres Stockwerk haben. Man könnte von oben einen super Ausblick haben, doch leider haben die Architekten vergessen, Löcher in die zwei Meter hohen Seitenwände zu schneiden, um einen (bestimmt tollen) Rundumblick genießen zu können. Insofern bleibt das Blickfeld eingeschränkt auf den Fluss oder aber den Euclid Record Store, der sich auf der Piety Street befindet, wohin er im letzten Jahr von der Desire umgezogen ist.



Der Park lässt die alten Kaianalagen weitgehend unberührt, d.h. man findet am Flussufer grün überwucherte Holzbohlen oder an der Piety Wharf größere Strukturen, die weiter vor sich hinrotten. Das ist ganz schön, weil es das alte industrielle Appeal nicht einfach wegverschönt, sondern die Ruppigkeit stehen lässt.



Ansonsten sind sehr viele Sträucher und Gräser gepflanzt worden, aber es stehen auch Goldruten herum, auch das ein Hinweis auf aufgelassenes Gelände, auch wenn hier vielleicht die Gartenbauer gezielt Hand angelegt haben. In den Beton ist zwischendurch Gummiuntergrund eingelassen, vielleicht, um den Joggern das Laufen zu erleichtern. Der Park zieht immer mehr Publikum an. Vor zwei Monaten war ich hier oft alleine, jetzt sieht man immer mehr Leute mit Hunden spazieren gehen, Radfahren oder einfach auf der Piety Wharf herumsitzen und lesen oder meditieren.



Leider fehlt noch das Stück in Richtung Innenstadt. Eigentlich sollte es im Dezember 2014 eröffnen. Da zucken die New Orleanians aber ohnehin nur mit den Schultern, denn der Park hatte ursprünglich insgesamt bereits viel früher eröffnet werden sollen. Insofern möchte niemand mehr eine realistische Prognose abgeben.



Aber immerhin sind die Betonpfeiler für die neue Brücke inzwischen gegossen und manchmal sieht man dort Leute arbeiten. So bleibt zu hoffen, dass die Eröffnung nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt. Dennoch werde ich sie bei meinem derzeitigen Aufenthalt eher nicht mehr miterleben.



Der Name des Parks Crescent – Sichel oder Halbmond, hat mit der sichelförmigen Form der Stadt zu tun, die auch Crescent City genannt wird. Er ist für den Park eher nicht zutreffend, da dieser hauptsächlich an einem geraden Stück des Mississippi gelegen ist.

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