Thursday, January 22, 2015
Kermit Ruffins im Bullets
Kermit Ruffins ist ein Star in New Orleans. Er ist Trompeter und Sänger, hat 1983 die legendäre und mit einem Grammy ausgezeichnete Rebirth Brass Band mit gegründet. Bis vor Kurzem hat Kermit, wie er kurz genannt wird, immer zwei feste wöchentliche Gigs gespielt: am Dienstag in der Bullets Sports Bar in einer eher schwarzen Neighborhood im Seventh Ward und am Donnerstag im Vaughan's im derzeitig rapide gentrifizierenden Hipster-Stadtteil Bywater.
Seitdem er bei der Rebirth Brass Band aufgehört hat, spielt er mit seiner Band, den Barbecue Swingers, die ihren Namen nicht umsonst tragen, denn Kermit und seine Freunde verbringen ihre Freizeit gern am Grill. Deshalb stehen vor dem Bullets auch immer Grillwagen, wenn die Barbecue Swingers spielen. Man bestellt draußen und bekommt das Essen vom Grillmeister persönlich in Styropor und mit Plastikbesteck drinnen serviert.
Mittlerweile hat Ruffins aber keine Lust mehr auf Auftritte am späten Abend. Um 22.00 soll Schluss sein. Sein Manager hat gesagt, es gebe nichts, was man um 23.00 Uhr tun könnte, was nicht auch um 19.00 Uhr ginge. Außerdem hat sein neue Frau einen Job in Houston, weshalb Kermit seine legendären Termine unter der Woche aufgegeben hat. Wer ihn sehen möchte, hat jetzt normalerweise nur noch am Samstag die Gelegenheit, wenn er den Little Gem Saloon im Warehouse District bespielt, einem derzeit sich wiederbelebenden Viertel mit vielen betonierten Parkplatzflächen, Garagen, teuren Lofts, einigen schicken Restaurants und an einer Straßenecke zwei alten, frisch reanimierten Bars. Das ist jedoch eher Touristen-Gebiet, also genau das Gegenteil von dem, was das Bullets bietet oder im Vaughan's vermutlich früher mal geboten wurde - mehr Arbeiterklasse, weniger Hipster, weniger Touristen.
Manchmal hat er aber scheinbar Sehnsucht nach dem alten Terrain, weshalb er am Dienstag doch mal wieder das Bullets beehrt hat. Die Show beginnt früh, kurz nach sieben, und dauert etwa drei Stunden. Kermit Ruffins fungiert eher als Conferencier, der auch ab und zu mal zur Trompete greift, öfter singt, aber eigentlich als Stimmungskanone agiert. Und das macht er echt gut. Mit einem gedehnten »Let's Paaaardieah!« heizt er dem Publikum ein, mit »All aboard?« bringt er die ganze Kneipe zum Jubeln.
Gegeben wurde eine bunte Mischung aus Mardi Gras Hits zum Mitsingen (wir fiebern hier dem großen Finale der 17 Tage, der Seventeen Days - entgegen, das am 31.1. mit der Krewe du Vieux eingeläutet wird (dazu später mehr). Als Begleitprogramm gab es eine Tombola, veranstaltet von den Queens of Zulu, einem der ältesten und prominentesten schwarzen Karnevalsvereine der Stadt. Die Queens hatten dann gleich auch noch so genannte Throws mitgebracht, also Dinge, die in der großen Zulu-Parade an Mardi Gras von den Wagen geworfen werden.
Alle waren also mit Ketten behängt, hatten irgendwelche Plastiktambourine in der Hand und tanzten. Zwischendurch traten auch noch nacheinander zwei Bluessängerinnen auf. Es ist sehr schwer diese unglaubliche Stimmung zu beschreiben, aber es war so ein echter New Orleans-Moment. Um halb elf war alles vorbei, alle verließen blitzschnell die Bar, man muss ja am nächsten Morgen arbeiten, es ist ja schließlich Dienstag.
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