Monday, February 02, 2015

Mardi Gras Indians



Die Mardi Gras Indians sind Gruppen von Afro-Amerikanern, die an Mardi Gras in wahnsinnigen Federkostümen ihren langjährigen Ritualen nachgehen. Zunächst scheint es überraschend, dass sich Schwarze in indianische Tracht kleiden, aber wenn man sich die Geschichte der Mardi Gras Indians anschaut, ist es alles andere als überraschend.



Die ersten Afrikanischen Sklaven erreichten New Orleans um 1720, zwei Jahre nach Gründung der Stadt. Zunächst hatten die französischen Siedler Native Americans versklavt, was aber nicht so besonders gut funktionierte, weil sie einen großen Freiheitswillen hatten und in der Lage waren, außerhalb der Stadt in den Sümpfen zu überleben. Das konnten die aus Afrika stammenden Sklaven eher nicht, aber auch von ihnen flohen viele, häufig halfen die Natives dabei oder boten Unterschlupf. Insofern gab es viele Kontakte zwischen Natives und Schwarzen, es sind auch einige gemeinsam organisierte Sklavenaufstände dokumentiert.



Die Mardi Gras Indians sind in Tribes organisiert und haben so schöne Namen wie Yellow Pocahontas, Wild Magnolias, Golden Comanche oder 9th Ward Hunters. Jeder Stamm hat einen Big Chief, dann gibt es den Spy Boy, der nach anderen Tribes Ausschau hält und dies dem Flag Boy meldet. Der wiederum gibt die Erkenntnisse des Spy Boy an den Big Chief weiter, der die weiteren Handlungen entscheidet. Je nach Größe des Stammes gibt es auch noch den 2nd Chief und dann gibt es auch noch die Queens. Die Tribes sind tatsächlich im Familienkontext organisiert, der Big Chief vererbt mitunter diese Rolle dem Sohn, die Gattin wird Queen.



Zu den Tribes gehören auch noch Percussionisten, die nicht in Federn gekleidet sind und für den eigenen Mardi Gras Indian Sound sorgen. Die traditionelle Musik der Mardi Gras Indians besteht aus Call-and-Response-Gesängen, die von Tamburinen und anderen Percussionsinstrumenten begleitet werden. Die Gesänge bestehen zum Teil aus unverständlichen Lautkombinationen, bei denen es sich angeblich um eine Mischung aus Indianischen und Afrikanischen Sprachen sowie Französisch und Englisch handelt. So beginnt das Lied Indian Red, das zu Beginn und zum Abschluss eines Zusammentreffens gesungen wird mit den Worten: »Madi cu defio«.



Wie der Name schon sagt, ist Mardi Gras der Tag, an dem die Tribes in ihren Kostümen durch die Stadt ziehen. Anders als reguläre Paraden haben sie aber keine festen Routen und Terminplanungen, sondern sie ziehen singend und tanzend durch die Straßen und begegnen einander oder gehen einander aus dem Weg. Der Big Chief gibt vor, wo es lang geht. Früher gab es sehr oft gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den Tribes, doch inzwischen geht es darum, wer das schönste Kostüm hat. Die Kostüme werden handgefertigt, sie bestehen aus Perlen und Federn. Jeder Stamm fertigt jährlich neue Kostüme an, die Produktion des neuen Kostüms beginnt nach Ende der Saison. Ein einzelnes Kostüm kann etliche Tausend Dollar kosten und schonmal 50 Kilo wiegen.



Die Mardi Gras Indians gehen sehr bewusst mit ihren Traditionen um und haben sie lange Zeit eher heimlich gelebt. Dies hängt auch damit zusammen, dass wiederholt Maskierungsverbote für Schwarze ausgesprochen wurden. Inzwischen gibt es aber neben Mardi Gras noch andere Termine, an dem die Tribes kostümiert in der Stadt zu sehen sind, etwa den St. Josefstag, der 19. März. Besondere Umstände, wie etwa der Tod eines Big Chiefs, lassen die Indians ebenfalls offen auftreten. Zudem sorgt das Backstreet Cultural Museum dafür, dass Kostüme ausgestellt und die Traditionen vermittelt werden.



Die Fotos stammen alle von der Trauerfeier für Big Chief Bo Dollis von den Wild Magnolias, der am 20. Januar gestorben ist. (Siehe dazu separaten Blogeintrag.)

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