Tuesday, February 10, 2009

Moda

Der Stadtteil, in dem ich wohne, heißt Moda, was so viel heißt wie Mode. Besiedelt wurde dieses Gebiet bereits im 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, so gesehen ist dieser Stadtteil sogar älter als Byzanz. Urban geworden ist er aber erst viel später. Hier lebten früher viele Armenier und andere Christen, deshalb gibt es viele Kirchen und nur wenige Moscheen. Neulich läuteten die Kirchenglocken der Französischen Kirche hinter meinem Haus zeitgleich mit dem Gesang des Muezzins. Da kann man also auch heute ein Stück Multireligiosität mitbekommen.



Am Anleger ist viel los, hier beginnen viele Buslinien und es gibt eine Einkaufsmeile mit Fußgängerzone. Wer keine Lust zum Laufen hat, kann sich auch mit der historischen Straßenbahn einmal rund um Moda bewegen. Die Waggons sind angeblich aus Gotha, so heißt es jedenfalls bei Wikipedia.



Wie bereits erwähnt, kann man von einigen Straßen aus direkt aufs Meer schauen, was mir sehr gefällt. Als Attraktion hat Moda angeblich den größten Wochenmarkt Istanbuls. Den habe ich noch nicht gesehen, dafür stand aber neulich eine Gans neben den Gemüseständen, die hier jeden Tag frische Ware anbieten.



Die Moda Caddesi ist sozusagen die Magistrale quer durch den Stadtteil. Sie ist ordentlich gepflastert und bepollert, es gibt sogar einen Radweg, obwohl ich hier noch niemanden habe Rad fahren sehen. Ehrlich gesagt halte ich das hier in Istanbul auch für eine Fortbewegungsart, die ausschließlich suizidal veranlagten Menschen vorbehalten ist.



Neben den hier überall sichtbaren Apartman-Häusern gibt es auch noch einige alte Gebäude. Manchmal wundert man sich darüber, wie sie in die neuere Architektur einbezogen werden. Auf der anderen Seite hat es vermutlich dieses Haus verhindert, dass die Straße verbreitert werden konnte. Und das erfüllt mich als Fußgängerin zuweilen mit Genugtuung.

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