Tuesday, May 30, 2006
Die Große Seto Brücke
30.05.2006 Die Great Seto Brücke ist nach Wikipedia eine der längsten Hängebrücken der Welt. Und angeblich ist sie die längste zweigeschossige Brücke.
Wie auch immer, sie ist 13,1 km lang und man braucht im Zug fast 20 Minuten, um sie zu überqueren. Dabei hangelt sie sich von Insel zu Insel über die japanische Inlandsee. Weil man neben den Bahngleisen direkt nach unten auf das Wasser schauen kann, ist der Blick dorthin für Menschen mit Höhenangst etwas grenzwertig. Dennoch ist die Fahrt sehr bemerkenswert, weil man überall die kleinen verstreuten Inseln sehen kann. Natürlich wird der Blick immer unterbrochen von den Stahlträgern der Brücke, denn der Zug fährt unten, während die Autos oben fahren und vermutlich einen noch beeindruckenderen Ausblick genießen.
Von Tokushima nach Kyoto
30.05.2006 Weil es zwischen Honshu und Shikoku zwar drei Verbindungen für Autos, aber nur eine für die Bahn gibt, musste ich bis Okayama wieder den gleichen Weg wie auf der Hinfahrt zurücklegen. In Okayama bin ich dann in den Shinkansen nach Kyoto eingestiegen.
Kyoto ist meine Homebase im Kansai, der Region um Osaka, Kobe und Kyoto, die insgesamt sieben Präfekturen umfasst. Von hier aus werde ich auf jeden Fall Tagesausflüge nach Osaka und Kobe machen.
Japanisches Menü
29.05.2006 Nach Tokushima wäre ich sicherlich nie gekommen, wenn ich hier nicht mit einer Kuratorin des Tokushima Museum of Modern Art verabredet gewesen wäre. Und wie an den meisten Orten, an denen ich mich mit Japanern treffe, wurde ich sehr herzlich empfangen. Man ist allgemein immer bemüht, mir nicht nur bei meinen Recherchen behilflich zu sein, sondern auch meinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. So wurde ich abends in ein traditionelles japanisches Restaurant eingeladen, wo wir insgesamt zu viert fürstlich gespeist haben. Für mich war es die Premiere eines so umfangreichen japanischen Menüs.
Man hat unten die Schuhe ausgezogen und sitzt im ersten Stock in einem kleinen Raum mit zwei Tischen an einem niedrigen Tisch auf Tatami-Matten. Eine kleine Stellwand schirmt einen von der zweiten Partei im Raum ab.
Das Essen begann mit etwas Frühlings-Tofu und Gemüse. Dann folgte Sashimi, ein weiterer Gang Sashimi mit noch anderem Gemüse und einer anderen Art Tofu.
Dann kam eine Suppe mit Shrimps in einem Teig von geklopftem Reis.
Als nächstes gab es Tempura, in Teig ausgebackenes Gemüse und Fisch.
Dann kam ein Reisgericht, in suppenähnlicher Konsistenz mit Muscheln, dazu eingelegtes Gemüse.
Danach gab es noch ein Goma-Sorbet (Goma ist schwarzer Sesam).
Zum Abschluss gab es ein Gelee aus geklopftem Reis mit Früchten und eine Schale Macha, das ist pulverisierter Grüntee, der auch bei der Teezeremonie gereicht wird.
Getrunken haben wir dazu Bier und Sake. Von vielen Dingen, die ich gegessen habe, weiss ich nicht, was es ist. Es gibt hier so viele mir völlig unbekannte Gemüse- und Kräutersorten, von Reis gar nicht zu sprechen. Was mich aber total begeistert, ist nicht nur der tolle Geschmack, sondern auch das Aussehen. Fast alle Speisen waren mit Momiji-Blättern dekoriert, das ist japanischer Ahorn, der zurzeit sehr auffällt, weil die Blätter so ein intensives Hellgrün haben.
Man hat unten die Schuhe ausgezogen und sitzt im ersten Stock in einem kleinen Raum mit zwei Tischen an einem niedrigen Tisch auf Tatami-Matten. Eine kleine Stellwand schirmt einen von der zweiten Partei im Raum ab.
Das Essen begann mit etwas Frühlings-Tofu und Gemüse. Dann folgte Sashimi, ein weiterer Gang Sashimi mit noch anderem Gemüse und einer anderen Art Tofu.
Dann kam eine Suppe mit Shrimps in einem Teig von geklopftem Reis.
Als nächstes gab es Tempura, in Teig ausgebackenes Gemüse und Fisch.
Dann kam ein Reisgericht, in suppenähnlicher Konsistenz mit Muscheln, dazu eingelegtes Gemüse.
Danach gab es noch ein Goma-Sorbet (Goma ist schwarzer Sesam).
Zum Abschluss gab es ein Gelee aus geklopftem Reis mit Früchten und eine Schale Macha, das ist pulverisierter Grüntee, der auch bei der Teezeremonie gereicht wird.
Getrunken haben wir dazu Bier und Sake. Von vielen Dingen, die ich gegessen habe, weiss ich nicht, was es ist. Es gibt hier so viele mir völlig unbekannte Gemüse- und Kräutersorten, von Reis gar nicht zu sprechen. Was mich aber total begeistert, ist nicht nur der tolle Geschmack, sondern auch das Aussehen. Fast alle Speisen waren mit Momiji-Blättern dekoriert, das ist japanischer Ahorn, der zurzeit sehr auffällt, weil die Blätter so ein intensives Hellgrün haben.
Von Hiroshima nach Tokushima
28.05.2006 Tokushima liegt auf Shikoku, was die kleinste der vier japanischen Haupinseln ist. Sie liegt südlich von Honshu, weshalb man die Inlandsee überqueren muss. Zwischen Honshu und Shikoku gibt es eine gewaltige Brücke, die sich über einige kleine Inseln erstreckt, bis man schließlich auf Shikoku ankommt.
Saturday, May 27, 2006
Strahlung
27.06.2006 Auch in Hiroshima beantwortet das Museum nur eine der dringlichsten Fragen. Die residuale Strahlung in Hiroshima habe heute keinen Effekt auf den menschlichen Organismus. Aber: dann strahlt es noch? Darf man das Gemüse aus dem Garten und die Fische aus den Flüssen essen? Was passiert, wenn man tiefer gräbt? Wo hat man die strahlenden Trümmer entsorgt?
Immerhin, 1945 glaubte man, es würde 75 Jahre lang nichts mehr wachsen. Bereits vom September 1945 gibt es jedoch ein Foto mit einer zwischen den Trümmern blühenden Blume. Dennoch finde ich, dass hier mehr Aufklärung über die Spätfolgen und Langzeiteffekte betrieben werden müsste. Das betrifft nicht das Leiden der Hibakusha, der direkt von der Strahlung Betroffenen, sondern mehr die wissenschaftliche Seite der Dauer der Strahlung vor Ort. Tschernobyl ist schließlich auch noch nicht vorbei. Vermutlich kann es ganz so schlimm aber nicht mehr sein, schließlich leben hier mittlerweile knapp 1,5 Millionen Menschen.
Von Nagasaki nach Hiroshima
27.05.2006 Ich weiß, dieser Reiseabschnitt klingt nach einer morbiden Atombombenexplosionsroute. Auf dem Weg von Nagasaki nach Hiroshima fährt man zudem kurz hinter Hakata durch Kokura im Norden von Kyushu, das eigentliche Ziel für die zweite Bombe. Dort ließ am 9. August 1945 aber eine Wolkendecke den Bombenabwurf nicht zu. Sekundärziel war dann Nagasaki.
Auch ich hätte gerne noch einen anderen Ort zwischendurch besucht, aber weil Hiroshima nun einmal auf meiner Reiseroute zwischen Nagasaki und Tokushima liegt, muss ich damit leben. Einziger Trost: Das momentan herrschende Regenwetter passt genau zu der depressiven Thematik.
Himmel über Nagasaki
26.05.2006 Am Hypocenter, dem Punkt über dem in etwa 500m Höhe die Bombe explodiert ist, steht eine schwarze Stele. Es wäre schön, wenn dieser Ort, etwas abseits vom Peace Park gelegen, es damit auf sich beruhen ließe und den Besuchern einen Freiraum zur Reflexion böte. Doch leider haben sich die Skulpturen bis hierhin ausgebreitet. Da bleibt nur eins: der Blick nach oben.
Mutter und Kind
26.05.2006 Wie viele Mutter-Kind-Skulpturen oder Friedenstauben kann der Mensch auf einmal ertragen? Ich muss gestehen: der Peace Park in Nagasaki überschreitet definitiv meine Toleranzschwelle. Weil sich zum Zeitpunkt der Atombombenexplosion wohl hauptsächlich Frauen, Kinder, Alte und Kriegsgefangene in Nagasaki aufhielten, haben sich zahlreiche Länder und Städte nicht lumpen lassen und seit 1945 fleißig Skulpturen gespendet. Die meisten davon zeigen Mütter mit Kindern und sind wahnsinnig kitschig.
Natürlich bin auch ich für Weltfrieden und gegen Atombomben, aber – mal im Ernst – man kann es mit der Symbolik auch übertreiben. Wenn schon die Hauptskulptur, die seit 1955 im Peace Park steht, eine echte Zumutung ist (eine Hand zeigt nach oben – da kommt die Bombe her – die andere weist über die Welt – da wollen wir Frieden haben), die anderen Skulpturen verstärken dieses Gefühl noch.
Krass aber finde ich die Skulptur von einem Künstler aus Nagasaki von 1997, die nicht direkt im Peace Park, sondern etwa 500m entfernt am Ort des Hypozentrums der Explosion steht. Nicht, weil sie noch schlimmer wäre als die anderen, sondern wegen des zugehörigen Textes:
"Embodied in the monument is the sculptor's reminder that the child is like Japan on the day of the atomic bombing, while the mother represents the support provided by the countries of the world in Japan's efforts to build the peaceful nation that it has become today." Diese Inschrift in allen Ehren, aber sollte das Kind dann nicht eher als eins mit angespitztem Stock dargestellt sein, das den Spielkameraden die Augen aussticht und die Bäuche aufschlitzt? Denn ganz so unschuldig sah Japan ja wohl nicht aus am 9. August 1945 um 11.02...
Klassenausflug
25.05.2006 Ganz Nagasaki scheint voll mit Schulklassen, die sich an den verschiedenen historischen Orten aufhalten und Ausländern gegenüber sehr neugierig sind. Wenn sie an mir vorbeikommen, rufen meist mehrere Schüler "hallo", manche probieren sogar ganz mutig ihr Englisch aus und fragen, wo ich herkomme. Die Antwort verstehen sie meistens nicht, aber das kann ich dann doch auch auf Japanisch sagen. Zwei Mädchen hatten sogar einen vorbereiteten Dialog auf einem Blatt Papier und lasen ihn ab, offenbar hatten sie die konkrete Aufgabe bekommen, Ausländer anzusprechen und sie zu fragen, woher sie kämen. Das hat vermutlich damit zu tun, dass sie hier in Nagasaki die Stätten des Kulturkontakts besuchen.
Zum gelungenen Ausflug gehört natürlich auch immer das Klassenfoto vor angemessener Kulisse. Gerne zeigt die Reiseleiterin den Mädchen auch, wie sie die Füße stellen müssen, damit die Knie geschlossen sind und es keine unfeinen Blicke unter den Rock gibt.
Die japanischen Schuluniformen passen in die mehr als 100jährige Kulisse natürlich sehr gut, schließlich zeugen sie noch immer von der preußischen Vorliebe für den kindlichen Matrosenlook.
Historisches Nagasaki
24.05.2006 Die meisten Europäer verbinden Nagasaki wohl hauptsächlich mit der Atombombe. Mich hat aber vor allem die lange Geschichte des europäisch-japanischen Kulturaustauschs hierher gelockt. Die frühen Kulturkontakte begannen hier im 16. Jahrhundert und rissen auch während der 250 Jahre währenden Zeit der Abschließung Japans vom 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht ab, da sich auf der kleinen künstlichen Insel Dejima im Hafen von Nagasaki eine holländische Handelsmission befand.
Die Insel ist seit 100 Jahren durch Neulandgewinnung in das Stadtgebiet integriert, jedoch mittlerweile durch archäologische Ausgrabungen weitgehend in ihrer Form rekonstruiert.
Trotz Atomschlag sind zahlreiche historische Orte erstaunlicherweise erhalten geblieben. Weil nicht immer darüber informiert wird, ob etwas später neu aufgebaut wurde oder tatsächlich historische Substanz zugrunde liegt, war ich erst skeptisch. Aber im ehemaligen Wohngebiet für Ausländer (Higashiyamate) sind viele Häuser stehen geblieben, Fotos aus der Mitte der 50er Jahre zeigen eine recht unbeschädigte Substanz.
Die Stadt hat offensichtlich ein großes Interesse daran, ihr kulturelles Erbe zu kultivieren und dort, wo dies möglich ist, es zu rekonstruieren. Das ist nur allzu verständlich, schließlich ist der Ruhm durch die Atombombe auf Dauer doch wohl eher ein zweifelhafter. Wobei die sich mir aufdrängenden Fragen nirgends beantwortet werden: so z.B., ob man bei Ausgrabungen noch auf Radioaktivität achten muss.
Von Fukuoka nach Nagasaki
Ryokan-Erlebnis
22.05.2006 Ein Ryokan ist ein traditionelles japanisches Gasthaus. In einem solchen bin ich in Fukuoka untergekommen. Man zieht seine Schuhe direkt am Eingang aus und schlüpft in bereitstehende Schlappen, die man aber im Zimmer selbst nicht trägt, denn auf dem Tatami-Fußboden geht man barfuß oder auf Strümpfen. Der Futon liegt direkt auf den Tatami-Matten, die sehr stark nach Gras riechen. Mein Zimmer hat sogar eine kleine Loggia mit Blick in den Garten. Es gibt mit Papier bespannte Schiebetüren (shoji), aber trotzdem Klimaanlage und Fernseher.
Ein niedriger Tisch hat für die kalten Tage eine Heizlampe unten drunter, die im schwül-warmen Klima hier jedoch gerade nicht gebraucht wird.
Bad und Klo werden gemeinsam benutzt, so bin ich zum ersten Mal mit den legendären Kloschuhen in Kontakt gekommen, die man eben nur dort trägt. Wenn vor dem Klo normale Hausschlappen stehen, heißt das: es ist besetzt.
Die Türen sind allesamt sehr niedrig, da muss man schon mal den Kopf einziehen, um sich keine Beulen zu holen.
Ausserdem bekommt man hier eine Yukata gestellt, einen Hauskimono mit Gürtel, den man anziehen kann, um das Bad aufzusuchen. Auch das ist ein klassisch japanisches o-furo.
In einer Reihe sind mehrere Mischbatterien mit Duschköpfen vor einem großen Spiegel angebracht. Man hockt sich auf so Hocker und dann... Ich habe dann normal geduscht, aber ich glaube, man kann sich auch Wasser in bereit stehende Schüsseln füllen und sich damit übergießen. Es war aber keine da, der ich es hätte nachmachen können. Und dann gibt es da ein Becken mit warmem Wasser, wo man sich nach dem Duschen hinein setzen kann. Von dort aus hat man einen Blick auf eine kleine Nische mit einem Steinarrangement. Es ist wirklich alles sehr liebevoll gestaltet.
Wenn man niemanden hat, den man fragen kann, finde ich es manchmal schwierig, sich richtig zu verhalten. So wusste ich zum Beispiel nicht, ob man die Schuhe dann unten wirklich auf der Schwelle stehen lässt oder ob man sie mitnimmt, denn als ich heute Nachmittag kam, standen dort keine. Deshalb war ich sehr froh, abends dann weitere Schuhpaare dort stehen zu sehen.
Man kann hier wohl auch Mahlzeiten buchen, was ich allerdings nicht gemacht habe. Aber als ich abends zurückkam, standen eine Thermoskanne mit heißem Wasser und grüner Tee bereit. Das finde ich sehr sympathisch. Das ist alles andere als ein 0815 Hotelzimmer.
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