Wednesday, April 12, 2006
Transparenzen
Es gibt Tage, da werden die wichtigen Dinge nur für einen kleinen Augenblick spürbar oder bleiben transparent. Meist lassen sie sich nicht fotografieren. Bereits der Blick zum Mori Tower heute morgen deutete auf einen solchen Tag. So kann ich nur davon erzählen, dass im Mori Art Museum im 53. Stock schwarz gekleidete junge Frauen geräuschlos herumlaufen und mit großen gelben Staubwedeln die Vitrinen entstauben. Dass der Wärter eigentlich in total statischer Pose dasitzt und man meint, er sähe nichts, einen dann aber darauf hinweist, dass die Benutzung von Kugelschreibern verboten ist. Und als man frustriert aufhört, sich Notizen zu machen, einem mit einer Verbeugung und einem Lächeln einen Bleistift überreicht und einem versucht klar zu machen, dass man ihn behalten darf. Dem Singsang der Mädchenstimme, die sich immer dann erhebt, wenn sie Touristen dazu animiert, fröhlich in die Kamera zu blicken zum Tokyo Sky Shot, unmittelbar gefolgt vom Geräusch der auslösenden Blitzanlage. Der Überraschung eines Geschäftsmannes, der plötzlich auf den Tokyo Tower herabblicken kann. Dem Sumo-Ringer, der im himmelblauen Kimono ebenso über den unebenen Bürgersteig wankt wie die Frau mit den Schläppchen, die so gar nicht zum Wetter passen wollen. Und der Feuchtigkeit der Luft, die alles durchdringt und klamm werden lässt.
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