Friday, June 16, 2006

Die Mühlen der Bürokratie


Weil mein Rückflug einen Tag nach dem Ablauf meiner Aufenthaltsberechtigung (Landing Permission) ist, muss ich sie verlängern lassen. Das ist überhaupt kein Problem, weil EU-BürgerInnen bis zu 180 Tagen ohne Visum in Japan bleiben dürfen. Trotzdem muss man einen Antrag auf Verlängerung bei der Einreisebehörde stellen. Das hatte ich schon vor einiger Zeit versucht, dort wurde mir aber mitgeteilt, dass ich die Verlängerung frühestens nach 6 Wochen stellen dürfte. Immerhin hatte ich die Unterlagen schon ausgefüllt und es wurde mir zugestanden, später nur das Datum zu ändern.

Die Einreisebehörde ist natürlich nicht irgendwo, wo man auch sonst vielleicht vorbeikäme, sondern auf einer dieser aufgeschütteten Inseln im Hafen von Tokyo. Man muss also vom Bahnhof Shinagawa, der immerhin an der Yamanote-Linie liegt, einen Bus nehmen, der extra für die Ausländer eingerichtet worden ist. Natürlich hat er auch einen besonderen Fahrpreis.

Normalerweise zieht man eine Nummer und wartet, aber Touristen müssen keine Nummern ziehen, da gibt es einen extra Schalter. Was einem aber keiner sagt, ist, dass man dort nach einer Nummer fragen muss. Ich steh also brav an, plötzlich ziehen Leute rechts an mir vorbei und halten alle eine Nummer in der Hand. Habe ich mir eben auch eine geben lassen.

Obwohl nur ungefähr sechs Leute vor mir waren, dauerte es trotzdem fast eine Stunde, bis ich dran kam. Da ich nicht genug Japanisch kann und die Dame aber kein Englisch, war die Kommunikation schwierig. Schließlich habe ich erraten, dass sie mir die ganze Zeit klarmachen wollte, dass es keine Verlängerung um einen, sondern nur um 90 Tage gibt. Als das endlich geklärt war, bekam ich meinen Pass zurück mit einem Zettel.

Damit musste ich in den Convenience Store im Haus gehen, der natürlich auch Getränke, Zigaretten, Lebensmittel und Deodorant im Angebot führt. Dort kauft man für umgerechnet ca. 28 Euro eine Art Briefmarke, mit der man dann zurück in den ersten Stock an einen anderen Schalter geht. Aber dort wird einem nicht einfach etwas in den Pass gestempelt. Weit gefehlt! Die Briefmarke (sehr schön, mit Kirschblüten) wird auf die Bestätigung der Bezahlung geklebt, der Pass einbehalten, eine Nummer verteilt und man muss wieder warten. Es waren noch 100 Nummern vor mir.

Zum Glück hab ich dort aber eine Bekannte getroffen, die ebenfalls ihre Aufenthaltsgenehmigung verlängern musste. Deshalb war das Warten etwas kurzweiliger. Trotzdem hat es noch über eine Stunde gedauert bis mir dann schließlich mein Pass mit Verlängerung (Final Extension!) ausgehändigt wurde.

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass zwischendurch die Computeranlage ausfiel und jede Menge Ansagen auf Japanisch gemacht wurden. Und dass einen die Computerstimme, die immer ansagt, welche Nummer jetzt zu welchem Schalter kommen soll, sobald eine neue Zahl im Display erscheint, wahnsinnig machen kann.

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