Monday, June 19, 2006
Japan vs. Kroatien
Das wohl letzte Spiel mit realistischen Chancen für die Blauen Samurai fand glücklicherweise zu einer Zeit statt, wo man auch in Japan noch entspannt in die Kneipe gehen kann, ohne fürchten zu müssen, im Anschluss nicht mehr nach Hause zu kommen (die letzten Bahnen fahren so zwischen Mitternacht und 0:30). Allerdings wollten alle Kneipen Eintritt haben. Zwar gab es auch Getränkebons dazu, aber trotzdem war das nicht so ganz nach unseren Vorstellungen. Nach einigen Versuchen fanden wir eine Kneipe, wo nicht so viel los war, so dass man den Bildschirm noch gut sehen konnte (das war anderswo nicht mehr möglich).
In der ersten Reihe machte eine Gruppe von Jungs super Stimmung. Auch wenn fußballerisch nicht so richtig Herausragendes geboten wurde, machte es dennoch Spaß, mit den Japanern mitzufiebern.
Die Stimmung war die meiste Zeit prima, besonders nach dem abgewehrten Elfmeter wurde ausgelassen gejubelt.
Obwohl mir in der Halbzeit zum Achtelfinaleinzug der deutschen Mannschaft gratuliert und versichert worden war, dass Ballack ein ganz hervorragender Spieler ist und wir uns glücklich schätzen dürften, ihn in unserer Nationalmannschaft zu haben, kamen dann wohl doch Zweifel an meiner Loyalität auf. Ganz besorgt fragte mich jemand nach der Hälfte der zweiten Halbzeit, ob ich denn für die Kroaten sei. Als ich verneinte, erschien ein sehr zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht.
Vor der Tür versammelte sich mittlerweile eine Menschentraube und schaute durch die großen Fenster auf den Fernseher.
Je länger das Spiel währte, desto unentschiedener wurden die Reaktionen. Mädchen standen auf den Tischen und wirkten sehr angespannt. Die Jungs in der ersten Reihe schienen sich immer mehr als Trainer zu fühlen und Ratschläge zu geben. Es wurde gejubelt, geschrien und aufgestöhnt, doch am Ende nützte das alles nichts.
Auch wenn man natürlich froh war, dass die Kroaten ihre Chancen nicht verwandeln konnten, war die Enttäuschung groß, denn das Ergebnis dürfte wohl kaum zum Einzug ins Achtelfinale reichen.
Auf der Straße sah ich dann direkt einige Leute ihre Schals in Plastiktüten verpacken, so als ob sie an das Versagen der Blauen Samurai nicht mehr erinnert werden wollten.
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