Wednesday, June 28, 2006

Gothic Lolita


Nach drei Monaten in Japan gibt es zahlreiche Dinge, die mir gar nicht mehr auffallen, weil sie völlig normal geworden sind. Woran ich mich aber gar nicht gewöhnen kann, ist die Mode für junge Frauen. Army-Hosen und Spitzen-Nachthemd übereinander? Kein Problem. Zerrissene Jeans-Bermudas und darunter giftgrüne Spitzen-Leggings? Total normal.
Das weibliche Schönheitsideal lässt sich wohl am ehesten mit süß und kindlich beschreiben. Dazu gehören auch große, stark geschminkte Augen, gerne Rattenschwänze oder andere kindliche Frisuren. Und dann eben Dinge, die anderswo wohl kaum als kombinationsfähig gelten. So kleiden sich nicht nur Frauen, die man in die subkulturelle Freak-Ecke stecken würde oder Teenager.



Man findet solche Outfits auch nicht ausschließlich in Harajuku, dem Stadtviertel, das lange Zeit an Wochenenden von wild aufgemachten Jugendlichen frequentiert wurde. (Mittlerweile ist diese Szene wohl nach Odaiba umgezogen.)
Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff Gothic Lolita für diesen alltäglichen Kleidungsstil wirklich benutzt wird, passend ist er aber schon. In der Zeitschrift gleichen Namens kann man Schnittmuster finden, um sich Kleidung in einer Mischung aus Tütü, Gothic und Punk zu schneidern. Weiterhin findet man jede Menge Tipps von der Frisur über Fingernägel bis zu Diäten für die Gothic Lolita. In Harajuku kann man jedenfalls jedwedes Zubehör für diese Art sich zu kleiden kaufen – wie auch in anderen durchschnittlichen Shopping-Malls.

Ob der SOS-Market allerdings wirklich erste Hilfe bei modischen Notfälle leisten kann, bleibt fraglich. Und weil ich keine Zeit hatte, mich selbst auf die fotografische Pirsch zu begeben, müssen diesmal Abbildungen aus der auch sehr schönen Zeitschrift Keza genügen.

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