Saturday, May 27, 2006

Mutter und Kind


26.05.2006 Wie viele Mutter-Kind-Skulpturen oder Friedenstauben kann der Mensch auf einmal ertragen? Ich muss gestehen: der Peace Park in Nagasaki überschreitet definitiv meine Toleranzschwelle. Weil sich zum Zeitpunkt der Atombombenexplosion wohl hauptsächlich Frauen, Kinder, Alte und Kriegsgefangene in Nagasaki aufhielten, haben sich zahlreiche Länder und Städte nicht lumpen lassen und seit 1945 fleißig Skulpturen gespendet. Die meisten davon zeigen Mütter mit Kindern und sind wahnsinnig kitschig.

Natürlich bin auch ich für Weltfrieden und gegen Atombomben, aber – mal im Ernst – man kann es mit der Symbolik auch übertreiben. Wenn schon die Hauptskulptur, die seit 1955 im Peace Park steht, eine echte Zumutung ist (eine Hand zeigt nach oben – da kommt die Bombe her – die andere weist über die Welt – da wollen wir Frieden haben), die anderen Skulpturen verstärken dieses Gefühl noch.

Krass aber finde ich die Skulptur von einem Künstler aus Nagasaki von 1997, die nicht direkt im Peace Park, sondern etwa 500m entfernt am Ort des Hypozentrums der Explosion steht. Nicht, weil sie noch schlimmer wäre als die anderen, sondern wegen des zugehörigen Textes:

"Embodied in the monument is the sculptor's reminder that the child is like Japan on the day of the atomic bombing, while the mother represents the support provided by the countries of the world in Japan's efforts to build the peaceful nation that it has become today." Diese Inschrift in allen Ehren, aber sollte das Kind dann nicht eher als eins mit angespitztem Stock dargestellt sein, das den Spielkameraden die Augen aussticht und die Bäuche aufschlitzt? Denn ganz so unschuldig sah Japan ja wohl nicht aus am 9. August 1945 um 11.02...

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